Das Betriebssystem Linux ist nicht nur für Nerds interessant

03.12.2021

Damit ein Computer von jedermann und nicht nur von IT-Spezialisten genutzt werden kann, wurden Betriebssysteme entwickelt, die die logischen Nullen und Einsen in einer deutlich leichter verständlichen Art und Weise darstellen. Drei von vier Systemen setzen hierbei auf das Betriebssystem Windows des US-amerikanischen Softwaregiganten Microsoft, etwa sechzehn Prozent der Computer sind mit macOS des Tech-Riesen Apple ausgestattet. Mit einem Marktanteil von lediglich knapp über zwei Prozent scheint Linux gegenüber Windows und macOS nur ein sehr kleiner Vertreter auf dem Markt zu sein, der allerdings durchaus seine Daseinsberechtigung hat.

Quelle: Larry Ewing, Simon Budig and Anja Gerwinski

Die Grundlagen des Linux-Betriebssystems

Die Ursprünge von Linux liegen im Jahr 1983, als Richard Stallman das GNU-Projekt startete, das sich zur Aufgabe machte, ein frei verfügbares Unix-Betriebssystem zu entwickeln. Die ursprüngliche Philosophie hinter Unix kann mit den Worten „von Programmierern für Programmierer“ beschrieben werden und zielt damit auf eine Interessentengruppe ab, die fundierte technische Kenntnisse hat und genau weiß, welche Ziele sie in ihrer Entwicklungsarbeit verfolgt. Auf einem Unix-System können mehrere Benutzer gleichzeitig unterschiedliche Programme ausführen und dabei trotzdem auf die gleichen Daten zugreifen und diese kontrolliert austauschen. Damit unterscheidet sich Unix grundlegend von Einbenutzerbetriebssystemen, die zwar einerseits auch technischen Laien die Benutzung eines Rechners ermöglichen, ihn andererseits jedoch auch in gewissen Punkten bevormunden. Unix lässt seinen Nutzern dagegen die Freiheit, selbst zu entscheiden, was das System umsetzen soll.

Die eigentliche Entwicklung von Linux begann 1991, als dessen Urvater Linus Torvalds eine Terminal-Emulation entwickelte, die sich immer weiter zu einem eigenen Betriebssystem entwickelte. Auch heute noch arbeitet Torvalds mit vielen anderen Entwicklern am Linux-Kernel, grafischen Benutzeroberflächen und Konfigurationsmöglichkeiten, um auch Nicht-IT-Spezialisten die Nutzung von Linux zu ermöglichen. Über die Zeit hinweg hat Torvalds mit seinem Team Linux von einem rein auf Entwickler ausgerichteten Betriebssystem zu einem universellen Allround-System entwickelt.

Die beliebtesten Linux-Distributionen im Überblick

Auch wenn Linux in seiner Basis auf Unix aufbaut, heißt es jedoch nicht, dass es lediglich eine Form von Linux gibt. Im Laufe der Zeit haben sich einige Interpretationen von Linux, sogenannte Distributionen, hervorgetan, die unterschiedliche funktionale und optische Schwerpunkte haben. Somit hat man als Nutzer eine große Auswahl an unterschiedlichen Linux-Distributionen und kann frei entscheiden, welche Distribution am besten zu den eigenen Vorlieben und Anforderungen passt. Nachfolgend stellen wir die aus unserer Sicht interessantesten und anwenderfreundlichsten Distributionen Ubuntu, Mint, Fedora und Debian vor.

Ubuntu

Gerade als Linux-Einsteiger ist man bei Ubuntu sehr gut aufgehoben. Ubuntu ist eine sehr beliebte und weit verbreitete Distribution, hinter der eine große Community steht. Sollte man einmal vor einem Problem stehen, findet man im Internet ausführliche Anleitungen oder kann in offiziellen Foren um Hilfe bitten. Ubuntu wird in zwei verschiedenen Varianten mit den Kürzeln STS und LTS angeboten. Unter STS (Short Term Support) versteht man die normalen Versionen, die alle sechs Monate erscheinen und über neun Monate hinweg Updates erhalten. Die STS-Versionen eignen sich vor allem für Nutzer, die gerne regelmäßig neue Funktionen ausprobieren und das System die aktuellste Version updaten möchten. Den STS-Versionen stehen die LTS-Versionen gegenüber, die üblicherweise alle zwei Jahre erscheinen, jedoch über fünf Jahre mit Updates versorgt werden. Dadurch bleibt das System auch über lange Zeit hinweg sicher und up-to-date. Wer großen Wert auf ein stabiles System legt, der ist mit Ubuntu-LTS bestens bedient. Bei der Benutzeroberfläche setzt Ubuntu standardmäßig auf Gnome. Allerdings gibt es auch weitere Benutzeroberflächen, die direkt über entsprechende ISO-Dateien mitinstalliert werden. Einige Ubuntu-Versionen mit alternativer Benutzeroberfläche sind in ihrem Namen leicht abgewandelt und daher gut zu erkennen: Kubuntu setzt beispielsweise auf KDE, Lubuntu auf das schlanke LXQT und Xubuntu auf Xfce.

Mint

Als Alternative zu Ubuntu ist auch Linux Mint sehr gut für Linux-Anfänger geeignet. Mint ist in zwei verschiedenen Varianten verfügbar, der „normalen“ Linux-Mint-Variante mit Cinnamon-, MATE- oder Xfce-Oberfläche, und in der Linux Mint Debian Edition (LMDE), die auf Debian basiert und lediglich Cinnamon mitbringt. Ursprünglich ging Mint 2006 aus Ubuntu hervor und sollte die Nutzung nicht-freier Software wie Adobe Flash oder Multimedia-Codecs vereinfachen. Zum damaligen Zeitpunkt hatte Ubuntu freie und nicht-freie Software klar voneinander getrennt, Mint entwickelte dagegen einen integrierten Ansatz, der sich schnell großer Beliebtheit erfreute. Heute ist Mint laut distrowatch.com sogar noch beliebter als das Muttersystem Ubuntu. Trotzdem basiert das normale Mint weiterhin auf Ubuntu und setzt auf den LTS-Versionen auf. Allerdings muss man nicht zwei Jahre auf die nächste Version warten, denn ähnlich wie bei Ubuntu-STS werden etwa alle sechs Monate Zwischenversionen veröffentlicht.

Fedora

Im Gegensatz zu Mint unterstützt Fedora lediglich quelloffene Software (Open Source), die frei erhältlich ist. Wer nicht auf kommerzielle Software angewiesen ist und sich gerne mit Open Source beschäftigt, der sollte sich Fedora etwas genauer anschauen. Allerdings gilt diese Linux-Distribution zwar als anwenderfreundlich, wird jedoch von vielen Kritikern als recht kompliziert beschrieben, weshalb Linux-Einsteiger sich entweder auf eine etwas längere Einarbeitungszeit einstellen oder direkt auf eine andere Distribution zurückgreifen sollten. Im Gegensatz zu Ubuntu gibt es bei Fedora keinen Langzeitsupport, vielmehr setzt diese Distribution einen Supportzeitraum von dreizehn Monaten an, während alle sechs Monate eine neue Version erscheint. Für einen langfristigen Einsatz der gleichen Version ist Fedora also weniger geeignet, wer jedoch regelmäßig auf neue Versionen upgraden möchte, der kann unbesorgt zu dieser Linux-Distribution greifen. Als Standardbenutzeroberfläche bringt Fedora Gnome mit, es können aber auch andere Benutzeroberflächen manuell nachinstalliert werden.

Debian

Von fast allen Distributionen kann Debian als Urahn angesehen werden, denn auch die drei bereits genannten Distributionen basieren auf Debian. Die erste Version erschien bereits 1993, die aktuelle Version 11.1 „Bullseye“ wurde im Oktober 2021 veröffentlicht. Die Entwickler von Debian stellen zeitgleich mehrere Versionen in unterschiedlichen Release-Zuständen zur Verfügung. Die gängigen Versionen lauten „stable“ (freigegebener, stabiler Zustand), „testing“ (Integration neuer Anwendungspakete) und „unstable“ (instabiler Zustand in der Entwicklungsphase). Für den produktiven Einsatz sollte daher definitiv eine stable-Version genutzt werden. Der Releasezyklus liegt seit der Version 4.0 bei etwa zwei Jahren, seit 2014 gibt es auch LTS-Varianten mit einem Updatezeitraum von fünf Jahren. Als Desktopoberfläche kommt auch hier standardmäßig Gnome zum Einsatz.

Die Vor- und Nachteile von Linux gegenüber Windows

Nun stellt sich die Frage, in welchen Punkten Linux Windows überlegen ist und welche Nachteile Linux andererseits mit sich bringt.

Vorteile

Ein maßgeblicher Vorteil von Linux ist die erhöhte Flexibilität und Anpassbarkeit. Während Windows eine zwar benutzerfreundliche, aber nur in geringem Maße anpassbare Benutzeroberfläche bietet, hat man bei Linux durch die freie Auswahl an verschiedenen Benutzeroberflächen deutlich mehr Möglichkeiten. Auch die Strukturierung des Startmenüs und die Konfigurierbarkeit des Systems werden von Linux-Fans hervorgehoben. Darüber hinaus bleibt die Arbeitsgeschwindigkeit von Linux aufgrund seiner anderen Architektur auch über einen längeren Zeitraum unverändert schnell, während sich Windows beispielsweise durch verschiedene Updates mit der Zeit verlangsamen kann. Beim Thema Updates bietet Linux noch einen weiteren Vorteil, da der Nutzer die volle Kontrolle hat, welche Updates wann installiert werden. Erzwungene Updates wie bei Microsoft Windows gibt es bei Linux nicht. Durch das Open-Source-Modell kann man mit einem Blick in den Code auch genau nachvollziehen, was das Programm genau umsetzt (Programmierkenntnisse vorausgesetzt). Des Weiteren bietet Linux aus sich heraus sehr gute Backup-Lösungen und ein Anti-Viren-Programm ist üblicherweise auch nicht notwendig. Und zu guter Letzt noch ein weiteres, schlagkräftiges Argument für Linux: Das Betriebssystem ist für Privatanwender komplett kostenlos und muss zum Ausprobieren nicht einmal auf einer Festplatte installiert, sondern kann als Live-System von einem USB-Stick gebootet werden.

Nachteile

Zwar ist die hohe Flexibilität und Konfigurierbarkeit von Linux ein Vorteil, kann aber auch als Nachteil betrachtet werden, da hierdurch das Systemgefüge durch den Anwender zerstört werden kann. Während Windows den Nutzer meist bevormundet, bevor er Schaden anrichtet, lässt Linux den Nutzer häufig gewähren, sodass man genau wissen sollte, was man tut. Darüber hinaus ist auch die Software-Auswahl bei Linux deutlich eingeschränkter als bei Windows. Es gibt zwar einige alternative Produkte für Linux wie Gimp (Alternative für Photoshop) oder LibreOffice (Alternative für Microsoft Office), doch nicht für alle Anwendungen findet man passende Software. Dies trifft auch auf die Spieleauswahl zu. Mittlerweile läuft Steam recht problemfrei unter Linux, wodurch dem Nutzer eine große Spielevielfalt zur Verfügung steht, jedoch ist sie trotzdem nicht mit Microsoft zu vergleichen. Zwar bieten Softwareumgebungen wie Wine auch die Möglichkeit, Microsoft-Software unter Linux zu installieren, allerdings können trotzdem Leistungseinbußen entstehen. Außerdem sollten vor allem Gamer auch die Treiberauswahl für Grafikkarten beachten. Während es unter Windows sowohl für AMD-, als auch für nVidia-Grafikkarten offizielle und bestens abgestimmte Treiber gibt, sind für Linux neben den offiziellen Treibern auch Open-Source-Treiber verfügbar, die je nach Anwendungsfall besser oder schlechter funktionieren können. In der Community ergibt sich derzeit das Bild, dass AMD-Grafikkarten etwas besser unterstützt werden als die GPUs von nVidia.

Linux Betriebssystem Ubunto

Quelle: Larry Ewing, Simon Budig and Anja Gerwinski

Linux als echte Windows-Alternative?

Während Linux früher nur etwas für Entwickler und echte IT-Nerds war, hat es sich über die letzten Jahre hin zu einem echten Allround-Betriebssystem entwickelt. Vor allem durch die individuell einstellbaren Oberflächen und die umfangreichen Konfigurationsmöglichkeiten ist Linux eine sehr interessante Alternative für Nutzer, die mit ihrem System produktiv arbeiten und sich von Microsoft Windows eingeschränkt fühlen. Auch die Spielekompatibilität hat sich sehr positiv entwickelt, sodass viele Spiele einschränkungsfrei unter Linux funktionieren, auch wenn Installation und Einrichtung teilweise etwas mehr Aufwand erfordern. Daher kommt es ganz darauf an, für welche Anwendungsgebiete der PC bzw. das Notebook gedacht ist. Um niemanden ein Betriebssystem aufzuzwingen, sind Gaming-Notebooks und -PCs von Nexoc. auch ohne Betriebssystem erhältlich, sodass jeder Kunde selbst entscheiden kann, welches Betriebssystem er installieren möchte. Gerade für Linux-Interessierte sind Gaming-Rechner ohne vorinstalliertes Betriebssystem sehr interessant, da sie sich beim Kauf des PCs bzw. Notebooks die Lizenzkosten für Windows sparen können. Egal ob Windows oder Linux – bei Nexoc. sind volle Flexibilität und Kompatibilität bei der Betriebssystemwahl garantiert.